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BDSM-Fetisch-Geschichte: Rough Play bis zur Bewusstlosigkeit

BDSM-Fetisch-Geschichte: Rough Play bis zur Bewusstlosigkeit

Toxisch

 

„Du hast sie beinahe umgebracht!“

Wieder und wieder hallten die Worte in der Gedankenwelt des Mannes nach, der Bahnen durch die Feldwege suchte. Klein und stämmig gebaut, dennoch mit einnehmender Ausstrahlung. Fast schien sich der Weg für ihn zu teilen, so bestimmt setzte er einen Schritt vor den anderen. Joggen war das Richtige nach dem vergangenen, aufwühlenden Abend. Sportliche Aktivität war sein Mittel der Wahl, emotionalen Stress abzubauen. Die Ruhe wurde ab und an durch den Laut eines Tieres unterbrochen und vermittelte einen trügerischen Frieden. Erneut hämmerte der einprägsame Satz gegen seine Schädelwände. Der Wald und das geliebte Joggen besänftigten sein Gemüt heute nicht.

Verdammt, er hatte Schuld auf sich geladen! Begleitet von Gewissensbissen gelang der Mann auf eine Lichtung. Eine breite Holzbank lud zum Verweilen ein und schenkte einen Blick über Wiesen und Ackerflächen. Das Smartphone vibrierte. Seine Laune war dahin. Erschöpft sank er auf die Sitzgelegenheit. Intuitiv ahnend, von wem die Nachricht stammte – von seiner Sub.

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Schon viele Jahre bewegte er sich in den Erfahrungswelten des BDSM, durfte bereichernde Menschen kennenlernen und wertvoller Wegbegleiter sein. Dabei fühlte er sich als Dom und begleitete Subs zu tiefgreifenden Einsichten. Jede von ihnen hatte er geliebt und alles gegeben, was ihm zur Verfügung stand. Er pflegte er mit seinen Ex-Subs auch nach der herrschaftlichen Zeit Freundschaften und ließ sich das von niemandem schlechtreden, denn so war er im Grunde seines Herzens. Gerne bot er anderen seine Hilfe an, wenn er gebraucht wurde.

 

Seine Sub lehnte das ab. Warum, wusste er nicht. Eifersucht setzte der Beziehung zu. Hatte sie Grund zu der Annahme, sie wäre nicht alles für ihn? Warum misstraute sie seiner Argumentation? Glaubte nicht seinen Beteuerungen? Wie soll BDSM funktionieren, wenn kein Vertrauen vorhanden ist? 

„Du hast sie beinahe umgebracht!“

Wie Salpetersäure rann dieser Ausspruch durch seine Bewusstseinsschichten. Wenn es nur die Eifersucht wäre, damit konnte er leben. Doch seine seelische Not reichte tiefer. Seine Sub trieb ihn an persönliche Grenzen. Mittlerweile hatte er Angst, sie während einer Session ernsthaft zu verletzen. Ihm war bewusst, dass er seine Anteile an dem Eskalieren mancher Spielsituationen trug. In keinem Gespräch mit Gleichgesinnten traute er sich, das Thema anzusprechen. Seine Selbstzweifel waren größer.

„Ein Dom hat sich im Griff, sonst ist er kein Dom! Die Sub kann nicht leidenschaftlich genug sein. Schätze das an ihr!“

Er hörte die Leute förmlich reden, weshalb er alles an Gedanken herunterschluckte.

Und doch drohte ihm der Boden unter den Füßen wegzugleiten. Dabei fand er kein Verständnis bei seiner Liebsten. Obwohl er sie aufrichtig liebte, war sie diejenige, die ihn in seinem Empfinden niederdrückte, in die mentale Enge trieb und zu Kurzschlusshandlungen herausforderte.

Er reflektierte sich, wog das Pro und Kontra ab. Lange Zeit sah er die Anteile ausschließlich bei sich. Seiner Sub legte er seine Empfindungen dar. Die Gespräche endeten allesamt gleich. Sie konnte seine Anliegen nicht nachvollziehen. Warum erkannte sie nicht sein Leiden?

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Durfte er keine klaren Linien ziehen, die er von seiner Sub geachtet wissen wollte? Musste er Teil jeder Dynamik sein, die sie sich wünschte? Verdammt, die toxische Spirale vernichtete ihn! Der Mann von einst, strahlend vor Enthusiasmus und Großherzigkeit, wurde zu einem Schatten. Manipulatives Verhalten hat nichts mit Submission zu tun.

„Hast du deine Sub nicht im Griff?“ Hallten die Stimmen in seinem Kopf. In seiner Auffassung ist die Sub Mittelpunkt allen Geschehens. Ihre Erfüllung wird zu seiner Erfüllung. Das Machtgefälle ist der Ausgangspunkt für eine gemeinsame Reise, deren Ziel Wahrhaftigkeit ist. Für ihn gelten die gleichen Regeln, wie für sie. Sie hat die Möglichkeit, Tabus zu verbalisieren, wie er. Die ständigen Herausforderungen waren anstrengend.

Irgendwann hatte sie aufgehört, ihm gutzutun. Missglückte Situationen kamen vor, dessen war er sich im Klaren. Er war kein Träumer, sondern Realist. Was ihm zu schaffen machte, war das Bohren in Schwachstellen.

Irgendwo schrie ein Waldbewohner auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Seine Finger zitterten, als er die Nachricht las.

Seine Ahnung bewahrheitete sich. Sie schrieb, wie intensiv sie seine Leidenschaft genoss. Er solle ihr nicht böse sein. Da sie bewusstlos werden wollte, beleidigte sie ihn, bis seine Hände immer fester ihren Hals zudrückten. Sie wolle ihn unterstützen, über sich hinauszuwachsen. Darum ohrfeigte sie ihn, lachte ihn aus und schrie ihn an, was für ein Wurm er sei. Glücklich war sie und stolz auf ihn, dass ihre Beziehung ein neues Level erreichte und er bereit war, seine Tabus für sie aufzugeben. Liebevoll kümmerte er sich in ihrer Absence um sie und rief wie versprochen keinen Notarzt. Genauso eloquent wünsche sie sich den Dom, dem sie sich hingab. Das nächste Mal wolle sie noch länger bewusstlos sein. Er könne ruhig fester zudrücken und sie nicht so schnell wieder zurückholen.

Dem Schreiben hingen Bilddateien an, die Würgemale am Hals zeigten. Stolz, seine Spuren der Liebe zu tragen, war sie. Einen Schal zum Kaschieren nur für die Arbeitsstelle, um nervenden Fragen auszuweichen. „Ich liebe dich, mein Master. Du bist der Beste!“ Schloss die Nachricht ab.

Ihm wurde schlecht, und er spuckte die Galle aus, die sich beim Sichten der Text- und Bildinhalte bildete. Sie erkannte nicht, wie sehr er litt. Tausend Tode starb er in den Momenten ihrer Bewusstlosigkeit. Verabscheute sich abgrundtief, wie er sich durch ihre Beleidigungen trieben ließ. 

Das Eis, auf dem sie sich bewegten, wurde dünner. Ihr zuliebe praktizierte er die harte Gangart. Blieb es aus, kritisierte sie ihn und gab ihm das Feedback, ein Versager zu sein. Als sie ihn gestern in das Gesicht schlug, überforderte sie ihn komplett. Das Brennen seiner Wange brachte letztendlich das Fass zum Überlaufen. Er vergaß sich. Seine Sub verdrehte die Augen und lag schlaff unter ihm. Zuvor forderte sie ihn auf, keinen Notdienst zu tätigen. Ihre Sexualität war ihre Sache, argumentierte sie.

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Kein einziges Mal ging es in der Vorbesprechung um sein Empfinden. Er liebte sie und sehnte nichts mehr, als ihre Erfüllung. Dafür tat er verdammt viel. Seinen Ressentiments stellte er sich, da sie ihm ein wichtiger Mensch war. Doch wollte er nicht dazu getrieben werden, gewalttätig zu werden, auch wenn es ihrem Wunsch entsprach. Extreme Sorgen machten ihm zu schaffen, als sie reglos unter ihm lag. Er dachte, er hätte sie erwürgt. Bei der Kontrolle des Pulses kamen ihm ihre Worte in den Sinn: „Wenn du den Notruf wählst, verlasse ich dich!“

Die Erinnerung beschleunigte seinen Herzschlag. Seine Armmuskeln zuckten. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. Anfangs bevorzugte seine Sub kinky Spielereien und Ganzkörperfesselungen. Dann äußerte sie ihr Verlangen nach Rough Play. Sie wollte von ihm vergewaltigt und bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt werden. Todesangst, real empfunden, trieb ihren Adrenalinpegel hoch und machte sie süchtig nach dem immer größeren Kick.

Angst. Um ihr Wohl. Vor sich selbst. Vor dem Zuspitzen der Dynamik. Was steht am Ende dieser verzehrenden Spirale? Was? Auf seinen Lippen lag ein bitterer Geschmack. Wann hatte die Scheiße angefangen? Wann würde sie aufhören? Und wie?

„Ich kann nicht mehr und erkenne mich selbst nicht wieder! Meine Aufgabe als dein Dom ist es, dich vor dir selbst zu schützen. Lass uns bitte zurückrudern und uns wieder finden, so wie früher.“ Er legte seine Finger an die Tastatur an. Entschlossen, mutig für sich einzustehen – und für sie beide. Das ungute Miteinander musste enden, sonst würden sie zusammen untergehen.

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So schrieb er seiner Sub: „Schön, dass es dir gut geht. Ich bin erleichtert, denn ich war sehr besorgt. Lass mich später nach deinen Malen sehen.“ Ihre Antwort folgte prompt: „Du kannst gespannt sein, mein Herr. Ich werde dich in Dessous empfangen. Vielleicht legen sich deine Hände wieder um meinen Hals, als Zeichen deiner Liebe? Oder ein Gürtel, was meinst du?“

Schwer atmend erhob er sich, setzte zum Joggen an und gliederte sich in die Windungen des vor ihm liegenden Weges ein. Irgendwo zwischen den Bäumen vernahm er das Zwitschern eines Rotkehlchens, das mit seinem lebhaften Piepsen die Schönheit des Tages würdigte.

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